VITA
geboren
1951 in Dresden
Lehre
1968 - 1970 Schiffselektriker VEB Warnowwerft Warnemünde
Abitur
1975 - 1977 Volkshochschule Rostock
Militärdienst
1970 - 1973 Volksmarine
künstlerische Ausbildung/Studium
1979 - 1983 Zirkel Malerei/Grafik Kulturhaus der Warnowwerft, Mentor Karlheinz Kuhn, Rostock
1981 - 1983 Unterricht bei Alfred Heth, Wismar
1983 - 1986 Studium an der Fachschule für angewandte Kunst in Heiligendamm, Naturstudium bei Prof. Heinz Wodzicka und Prof. Fritz Eisel
1987 - 1993 Studium an der Hochschule für Kunst und Design Halle, Burg Giebichenstein
1987 - 1989 Designer im VEB Solidor Dresden
1989 - 2002 Designer und Gesellschafter im VEB Designprojekt Dresden/Designprojekt GmbH Dresden
Seit 2002 freiberuflich tätig. Ab 2005 wohnhaft und Tätig im Rheinland in der Nähe von Bonn
born
1951 in Dresden
profession
1968 - 1970 marine electrician VEB Warnowwerft Warnemünde
graduate
1975 - 1977 Community College Rostock
military service
1970 - 1973 Volksmarine (East German Navy)
artistic training/study
1979 - 1983 circle painting/graphics, house of culture Warnowwerft, mentor Karlheinz Kuhn, Rostock
1981 - 1983 teaching at Alfred Heth, Wismar
1983 - 1986 study at the College of Applied Arts in Heiligendamm, nature study at Prof. Heinz Wodzicka and Prof. Fritz Eisel
1987 - 1993 study at the University of Art and Design Halle, Castle Giebichenstein
1987 - 1989 Designer in the VEB Solidor Dresden
1989 - 2002 Designer and Partner in the VEB Design Project Dresden / Design Project GmbH Dresden
Freelance since 2002. From 2005 living and working in the Rhineland near Bonn
Die Turmfantasien des Eberhard Marx
Eberhard Marx entwirft Bilderwelten, in denen er Kulturleistungen und Naturgewalten gegeneinander antreten lässt - mit offenem Ausgang und dem Menschen dazwischen. Für ihn war das Malen immer wichtig, aber lange keine zwingende Leidenschaft, bis darin schließlich alles zusammenlief, was dem Mann am Herzen liegt: Landschaft, Technik und die Suche nach Erkenntnis.
Als Kind hielt der 1951 in Dresden Geborene etwa den Geräteschuppen in Tempera Schulmalfarben fest. Die Mutter ermunterte, sein Onkel, der Fotograf Willy Pritsche, unterstützte ihn. Während des Wehrdienstes bei der Marine fand sich ein Mentor im Korvettenkapitän, der Marx, da er den Matrosen zur Erinnerung das Schiff auf Brettchen bannte, zur besonderen Verwendung abordnete, damit er Namensgeber von Schiffen für die Offiziersmesse portraitierte. „Angeschubst“ von Karlheinz Kuhn, besuchte er als Schiffselektriker in Warnemünde (1970 – 1980) den Mal- und Zeichenzirkel. 1981 war er für das Kulturhaus der VEB Warnowwerft Warnemünde zuständig, bevor er Angewandte Kunst in Heiligendamm studierte und noch ein Hochschulstudium für Kunst und Design in Halle draufsattelte.
Die Entscheidung fürs Design war gefallen. Aus Student Marx, der schon eine Designfirma mitleitete, sollte ein buchstäblich ausgezeichneter Industriedesigner werden. Die Malerei blieb sein Begleiter, freilich in zweiter Reihe. Dabei hatte sie sich früh bewährt. Unvergesslich, wie die West-Tante wegen eines Bildes aus Vorstudientagen, als Marx übungshalber alte Meister kopierte, am Grenzübergang nach Hannover aus dem Zug geholt wurde. Seine gelungene Wiedergabe von Jan van Eycks „Der Mann mit dem Turban“ hatte einfach zu sehr nach illegalem Kunstexport gerochen. Nicht zu verachten auch die Valuta westlicher Tagestouristen auf „Butterfahrt“. Ihnen gefielen die gemalten mecklenburgischen Landstriche und reetgedeckten Häuser, die Marx und Kommilitonen auf den Warnemünder Märkten anboten.
Bis zu des Künstlers Turm-Fantasien war es indes noch ein gutes Stück Weg, der über die Wende in der DDR und die plötzlichen Veränderungen führte. Gleich mehrfach vollzog Marx seinen Aufbruch: als Bürger des vereinigten Deutschlands, indem er sich beruflich selbständig machte, 2005 ins Rheinland zog und sich entschloss, die Malerei erstmals erwerbsmäßig auszuüben.
Das Malen intensivierte sich, mündete in Suchbewegungen um die passende Bildsprache, die richtigen Inhalte. Bei seinem „Turmbau zu Babel“ aus Pyramide, Tempel, Fachwerk und Wolkenkratzer, spürte er 2008, „das ist die Richtung, wo Du ins Detail gehen kannst und das Ganze im Blick behältst“. Die „Initialzündung“ entsprang ein Jahr später den „Befindlichkeiten“. Zutage kam eine im übertragenen wie im Wortsinn durchwachsene Geschichte. Vordergründig anheimelnd-schaurig, thematisierte sie tiefergehend schmerzhafte Umbrüche, die der Künstler erlebt hatte und die er sich in einer krachenden Konstruktion von Baum und Burg „von der Seele malte“.
Die Turm-Idee erwies sich auch fortan als äußerst fruchtbar. Mit ihr ließen sich Marx‘ Fragen an die Welt und ans Leben verknüpfen und zugleich symbolisch auf eine allgemeine Ebene heben. Was aufragt, sich zuspitzt, die
Himmel stürmt, bricht auf in eine Zukunft, deren Weichen es womöglich selbst stellt. Ist ein „Missglückter Start“ durch menschliche Selbstüberhöhung herbeigeführt, wie es das Standbild auf einer halb verrottenden Rakete ahnen lässt? Zapft der Mensch der Natur den Saft ab, um zuletzt zu unterliegen, was man dem Bild „Stammbaum“ entnehmen könnte, wo Rohre sich durchs Holz bohren, und Wurzeln in einen Kopf? In seltsamem Kontrast stehen klare Malweise – immer in Öl – und unlösbares Problem auch in „Etretat und der Baum der Erkenntnis“. Ein Baum, Metallgestänge und menschliche Körperteile bilden ein lebendes Konglomerat. Dem ist, am zersplitterten Stamm erkennbar, eine Katastrophe vorrausgegangen. Nun steht die Welt Kopf, wie der Mond, in dem Marx den Malerkollegen Baselitz aufscheinen lässt.
Obgleich „Dea ex machina“ keinen wirklichen Turm zeigt, entspricht die mittig aufstrebende Szene, wie in manch anderer Arbeit, eben diesem Bildkonzept. In delikaten Kalt-Warmtönen stattet der Maler ein Endzeitszenario aus, in dem ein weiblicher Roboter oder aber eine Frau, die zur Maschine wurde, entweder von einem Gerät ernährt oder ausgesaugt wird. Er weiß seine Dramen und Rätsel im Spannungsfeld zwischen Traum und Trauma ästhetisch zu gestalten, komponiert sie kraft Versatzstücken aus seinem Riesenbaukasten der Kenntnisse, Erfahrungen und Vorlieben. Landschaften, etwa Arizona-Krater oder französische Steilküste, fließen ein, Architektur von der Burg Eltz über die Göltzschtalbrücke bis zum Acoma Pueblo New Mexikos, Technik, Biografie und beides zusammen im Trabi-Motor, der seiner sexy „Eva 2014“ zum Feuerstuhl gereicht, womit Erotik und Humor als weitere Zutaten ausgemacht sind.
Hildegard Ginzler
2015